Weltpremieren eigener Kompositionen, breites und internationales Repertoire, glänzend aufgelegte Dirigenten und Musiker und vielfache Lobeshymnen von den Besuchern – auf diesen gemeinsamen Nenner ist das Frühjahrskonzert des Musikverein Nienborg e.V. und des Kirchenchores St. Cäcilia Nienborg zu bringen. Die Musikensembles boten Musik auf Höchststufenniveau, die an die Konzerte vergangener Tage anknüpften und das musikalische Niveau in der Dinkelgemeinde noch höher schrauben ließen. Der Melodienreigen erwies sich nicht nur als abwechslungsreich, sondern war auch voller Überraschungen und zudem recht anspruchsvoll. Kurzum: vom ersten bis zum letzten Ton bekamen die zahlreichen Zuhörer im Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW erstklassige Unterhaltung und zahlreiche Hintergrundinformationen vom glänzend aufgelegten Moderator Bernhard van Almsick, Bildungsreferent der LMA, geboten.
Unter dem Motto „Musik die nie verklingt“ war „Der Einzug der Gladiatoren“ vom Musikverein Nienborg unter der Leitung von Joachim Pradel der passende Einstieg in einen unvergesslichen Musikabend. Danach folgte der zweite Satz aus dem großen Konzertstück „T-Bone Concerto“. Dieses kraftaufwendige und andere Stücke studierte der Musikverein beim Probewochenende im November des vergangenen Jahres in Paderborn ein. T-Bone Concerto beschreibt die drei verschiedenen Seiten eines Steaks: Roh, Medium und durchgebraten. Auf seiner Posaune brachte Solist Frank Lammers in diesem äußerst schwierigen Stück eine atemberaubende und fehlerhafte Darbietung dar und hatte sich nach Meinung von Moderator van Almsick ein Steak redlich verdient. Mit einer Mischung aus Schlager, Cha cha Cha, Kuba und Spanien beschritt der Musikverein „El Bimbo“ von C. Morgan eine ganz andere Stilrichtung, ehe der Musikverein mit klassischen Marsch „Treffpunkt Stadion“ in die wohlverdiente Pause marschierte.
Nicht minder stimmungsvoll und heiter zelebrierte der Kirchenchor seine Liebeslieder und erwies sich als harmonischer Klangkörper zahlreicher Einzelstimmen. Die Lieder „Musikanten“ und „Liebe“ stammen aus der Feder von Brigitte und Gerhard Rabe, die eine enge Beziehung der in Nienborg ansässigen LMA haben. Nach „Nur du, mein Schatz“ und „Tiritomba“ kam es zwischen Chorleiter Gerhard Scheper und Moderator Bernhard van Almsick zu einer harmonischen Auseinandersetzung, ob das Lied „Tum-Balalayka“ nun aus Israel oder aus Italien stamme, wie es im Programmheft stand. Dabei wurde deutlich, dass der Nienborger Chor sehr modern ist und in diesem Fall den jüngeren Text von Maria Koncagli aus Italien darbot. Mit dem Menuett von Wolfgang Amadeus Mozart holte Dirigent Schepers die ganze Sangeskraft aus seinem harmonischen Klangkörper heraus. Bei der Zugabe „Ein schöner Tag“ setzte der Chor den Höhepunkt vieler Glanzlichter und versprühte auf der Bühne viel Freude, die die Sängerinnen und Sänger auch im Vorfeld mit ihrem Chorleiter Gerhard Schepers hatten, wie die erste Vorsitzende des Chores Renate Büning die zahlreichen Probenabende beschrieb.
Danach setzte der Musikverein mit dem am 15. Februar 1867 auf einem Narrenabend im Ballsaale des Dianabades in Wien uraufgeführten Donauwalzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß den unterschiedlichen Musikreigen fort, dem die „Helenen Polka“ von Karel Stastny folgte. Der stimmungsvolle Mittelteil der typisch ungarischen Musik „Kleine ungarische Rapsodie“ beschreibt die ungarische Folklore in einer Dorfgemeinde, der den Frieden in der Puszta nachzeichnet. Im Anschluss gab es schräge Musik mit Melodien aus der beliebten Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Schlagzeuger Florian Mayer hatte alle Hände voll zu tun, viele verschieden Instrumente wie eine Rassel oder auch eine Fahrradhupe einzusetzen.
Seine Flexibilität und sein musikalisches Können zeigte der Dirigent des Nienborger Musikvereins Joachim Pradel mit dem eigens von ihm geschriebenen Walzer „Rosen für Dich!“. Ursprünglich hat Pradel das Musikstück für die goldenen Trompeten geschrieben und rangiert mit dem Stück unter dem Namen „Auf großer Fahrt“ in den belgischen Charts auf Platz 22. Für den Musikverein schrieb er das Stück ein wenig um und in dieser präsentierte es erstmalig seinem Publikum. Im wahrsten Sinne des Wortes überbrachte das Nienborger Blasorchester hier Rosen an das begeisterte Publikum. Krönender Abschluss eines imposanten Konzertes setzte Joachim Pradel mit dem Musikverein mit dem von ihm selbst arrangierten Disco-Stampfer „YMCA“ (zu deutsch: CVJM) von den Village People. Gemäß dem Symbol des CVJM, dem gleichschenkligen Dreieck, das von Luther Halsy Guilick 1891 im Springfield College eingeführt wurde, wirkten Dirigent und Orchester als eine Einheit von Körper, Geist und Seele. Nach nicht enden wollenden Applaus des sichtlich begeisterten Publikums setzte der Musikverein mit dem Marsch „Wien bleibt Wien“ von Johann Strammel einen glanzvollen Schlusspunkt.
Für ihre 25jährige Mitgliedschaft erhielt Waldhornspielerin Rita Ellerkamp, geb. Borgers vom ersten Vorsitzenden des Musikvereins Harald Pieper die silberne Ehrennadel des Volksmusikerbundes überreicht. Bereits seit 40 Jahren, davon von 1976 bis 1990 Schriftführer und zweiter Vorsitzender, ist Saxophonist Franz-Josef Mensing im Musikverein aktiv und erhielt dafür die Ehrennadel und Ehrenurkunde überreicht. Pieper dankte den Jubilaren für ihren vorbildlichen Einsatz. Seit vielen Jahren sind sie beide als Ausbilder des Musikernachwuchs in Nienborg tätig.