Dirigent Achim Pradel
Wo sonst die Schülerinnen und Schüler der Bischof Martin Grundschule Nienborg pauken, standen am vergangenen Wochenende intensivste Proben für die Musikerinnen und Musiker vom Musikverein Nienborg auf dem Programm. In den Unterrichtsräumen und der Aula hielt das Nienborger Blasorchester unter der Gesamtleitung von Dirigent Joachim Pradel sein diesjähriges Probewochenende ab.
In zahlreichen Gesamt- und Registerproben studierte das Ensemble zwei neue Konzertstücke mit einem anspruchsvollen Schwierigkeitsgrad IV ein und erweiterte damit sein breit gefächertes Repertoire. Da war zum Einen das elfminütige Stück Utopia. Utopia ist der Titel eines 1516 erschienenen Buches des Engländers Thomas More. Das Wort „Utopia“ ist eine Eigenschöpfung Mores aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Niemandsland“. Es entwickelte sich zum heutigen Sprachgebrauch von Utopie und utopisch. Die Vorstellung von einem idealen Inselstaat weitab von der übrig bewohnten Welt war auch der Ausgangspunkt für das Werk des niederländischen Komponisten Jacob de Haan. In seiner Themen- und Stilvielfalt erinnert es an Oregon. Utopia durchläuft ebenfalls verschiedene Stilarten, durch die eine Atmosphäre wie von Filmmusik entsteht, insgesamt wirkt das Stück aber weniger amerikanisch. Das Stück hat drei verschiedene Charaktere. „Es beginnt mit einer kräftigen und schmissigen Einleitung, dem ein langsamer, anrührender Mittelteil mit schönen und getragenen Linien folgt“, beschreibt Joachim Pradel die Besonderheiten des Stücks, das eine gewisse Nähe zur europäischen Romantik hat. „Am Ende lässt de Haan nochmals das Utopische aufleben. Fremdartige Klänge, die sich in konsonante Harmonien auflösen“, so Pradel weiter.
Bearbeitungen von Jacob de Haan gehören ebenfalls mittlerweile zum Standardrepertoire von fast jedem Blasorchester wie Kompositionen von John Williams. Der US-amerikanische Komponist, Arrangeur und Dirigent John Williams, einer der Pioniere des modernen Soundtracks komponierte bombastische Filmmusiken für Welterfolge wie „Star Wars“, „E.T.“, „Der Weiße Hai“ oder „Schindlers Liste“, womit er maßgeblich an den Erfolgen dieser Filme beteiligt war. Fünf Mal wurde er in seiner Karriere mit dem „Oscar“ für die „Beste Originalmusik“ ausgezeichnet. Für die Jahrhundertspiele in Atlanta im Jahre 1996 komponierte er die Fanfare „Summon the Heroes“. Mit diesem Soundtrack, der so viel wie „Herbeirufen der Helden“ bedeutet, zogen die Olympioniken am 19. Juli 1996 ins Olympiastadion ein. Heroische Fanfaren erklingen in einem fantastischen Sound. Williams präsentiert die Musik der Sieger wie einen triumphalen Klassiker – unverkennbar. Das Stück stellt für viele Register eine große Herausforderung dar, insbesondere an das gesamte Trompetenregister.
Besonders das Trompetenregister ist gefordert …
„Diese beiden Stücken wird der Musikverein in den kommenden Wochen und Monaten vorrangig perfektionieren und der breiten Öffentlichkeit erstmalig beim traditionellen Frühjahrskonzert am 14. März 2009 im großen Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW in Nienborg präsentieren“, weist Harald Pieper, 1. Vorsitzender des Nienborger Musikvereins auf das Konzert im kommenden Jahr hin. Bei der Probe wurde Dirigent Joachim Pradel von einigen Musikern unterstützt. Während er selber die Register Trompete und Flügelhörner in Registerproben schulte, übernahmen Rita Ellerkamp und Thomas Denis für das tiefe Blech (Bass, Tenorhorn, Tenorsaxophon, Bariton und Horn), Ralph Lammers für das Schlagzeugregister und Karin Viermann für das Holzregister diese Aufgabe. Joachim Pradel zeigte sich erfreut über die rege Teilnahme der Musikerinnen und Musiker, die wie ihr Dirigent mit großer Motivation beim Studium der schwierigen Stücke bei der Sache waren. Neben Joachim Pradel, den einzelnen Registerlehrern richtete Harald Pieper seinen besonderen an das Orgateam Albert Bömer und Lukas Booms. Die beiden Trompetenspieler hatten an alles gedacht. Neben der kompletten Terminplanung mit Zeiteinteilung hatten sie auch für das leibliche Wohl alles bestens vorbereitet. So gab es am Freitag Abendessen sowie am Samstag Mittagessen und eine Kaffeetafel. Auch für die Nachbesprechung und Pflege der Kameradschaft hatten sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen lassen. Diese fand am Samstagabend im Lokal Villa Langenberg in Gronau in geselliger Runde statt. „Hier haben wir mit voller Inbrunst viele Lieder gesungen,“ gab Albert Bömer die tolle Stimmung wieder, bei der sich offensichtlich der musikalische Virus von den Instrumenten auf die Stimme der Musikerinnen und Musiker übertragen hatte.