Der große Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW war am Samstag die stimmungsvolle Kulisse für das traditionelle Frühjahrskonzert vom Musikverein Nienborg und dem Kirchenchor St. Cäcilia Nienborg. Im vollbesetzten Saal erlebten die Zuhörer ein großartiges Konzert mit einem anspruchsvollen und abwechslungsreichen Programm. Die Akteure präsentieren einen Regenbogen verschiedener Genres und meisterten gekonnt den Spagat zwischen fordernden, triumphalen, traditionellen und emotionalen Stimmungen.
Souverän führte Moderator Klaus Lammers durchs Programm. Seine informativen und humorvollen Ausführungen ließen erkennen, dass er sich beim Musikverein und beim Kirchenchor wie zu Hause fühlt.
Zum Auftakt tauchte Dirigent Achim Pradel mit dem Musikverein mit „A little Opening" in die aufregende und einzigartige Atmosphäre eines Konzertbeginns ein: Die Spannung die ständig in der Luft lag, zog sich in Form einer Fanfare wie ein roter Faden durch das ganze Werk. Momente allerhöchster Konzentration wechselten sich mit Momenten der Ausgeglichenheit und Ruhe ab. In die Herzen des Publikums spielte sich Julius Mensing. Der 18-jährige Solist bestach bei der fröhlichen „Bayerischen Polka" mit einem einwandfreien und präzisen Staccato und betörte das Publikum mit dem prächtigen und mächtigen Klang seiner Posaune. Der Applaus des Publikums und der kräftige Händedruck seines Dirigenten und Musiklehrers Achim Pradel war der verdiente Lohn. Erhaben und kraftvoll führte Achim Pradel sein Orchester in die Weiten der Prärie, wo auch der Colt knallte und man Kevin Costner bei dem mit sieben Oscars gekrönten unvergessenen Westernepos „Dances with Wolves" erahnen konnte. Der Musikverein brillierte durch seinen Wechsel zwischen ruhigen Tönen und einem lebhaften Miteinander und bewies eindrucksvoll, dass er höchsten Ansprüchen gerecht wird. Edith Baumeister auf der Trompete und Rita Ellerkamp auf dem Waldhorn setzten hierbei besondere Akzente. Mit dem temperamentvollen Konzertmarsch „Jubilissimo" von Wim Laseroms beendete der Musikverein den ersten Konzertteil und übergab das Zepter an den Kirchenchor.
„Freude an der Musik, sich immer wieder Neues einlassen", darauf begründet sich die Chorarbeit von Norbert Rehring. Mit seiner Liedauswahl bewies der Cäcilienchor die Vielfältigkeit seines Repertoires. Sehnsuchtsvoll und mit der Betonung auf der Gefühlsebene erklang das „Schifferlied" mit dem romantischen Refrain „Es löscht das Meer die Sonne aus". Die Freude am Gesang der 50 Sängerinnen und Sänger wurde bei „Mama Mia" und „Dancing Queen", Ohrwürmer der legendären Popgruppe Abba, spürbar. Eine lohnende Herausforderung, die den Chor und das Publikum gleichermaßen begeisterte war das „The greatest Classics – Hallelujah" von Lorenz Maierhofer. Die feine Intonation und ausgewogene Dynamik sorgten für einen Hörgenuss. Erst mit der Zugabe „Viele Jahre", einem russischen Abschiedslied, entließ das begeisterte Publikum den Chor von der Bühne. „Es hat sehr viel Spaß mit Euch gemacht. Ihr habt toll gesungen", bedankte sich Bernhard van Almsick beim Chor. Der Bildungsreferent der LMA begleitete den Kirchenchor bei seinen Darbietungen am Klavier.
Mit der emotionalen Ballade „Somewhere" aus dem Musical „West Side Story" setzte der Musikverein den bunten Konzertreigen nach der Pause fort. Ein inspirierendes Orchester-Feuerwerk an Melodie und Rhythmik zündete der gewaltige Klangkörper mit „Firework", das Esprit, gute Laune und Freude versprühte. Auf den Bongos verlieh Steffen Heyart diesem Stück eine besondere musikalische Note. Nach der wunderschönen „Amsel-Polka" begab sich der Musikverein von Böhmen nach Österreich. Schweißtreibende Arbeit hatten die Musiker und ihr Dirigent bei dem Walzer „An der schönen blauen Donau" unter den Licht und Wärme spendenden Strahlern auf der Bühne zu verrichten. Die vor 150 Jahren von Johann Straus Sohn komponierte heimliche Nationalhymne Österreichs wurde vom Musikverein spielerisch und gekonnt dargeboten. Der Dirigent entlocke allen Registern auch hier Höchstleistungen. Mit „Hinter’m Horizont" von Udo Lindenberg, der Hymne an die Liebe und an die Hoffnung, dass letztendlich alles gut wird, setzte der Musikverein einen glanzvollen Schlußpunkt. Mit einer Überraschung warteten die Musiker bei der Zugabe auf, die vom begeisterten Publikum mit kräftigem Applaus eingefordert wurde: Mit dem Schlaflied „Guten Abend, Gute Nacht", in dem die Besucher mit einstimmten, klang der wundervolle Konzertabend aus.
Bild und Text: Martin Mensing