Treffend brachte es Moderator Bernhard Kock im großen Konzertsaal der Landesmusikakademie am Samstag auf den Punkt, als er am Ende eines mitreißenden Konzerts den Akteuren mit folgendem Zitat im Namen aller Zuhörer für ihre begeisternden Darbietungen dankte: „Aristoteles hat bereits im 4. Jahrhundert vor Christus festgestellt, dass es im Wesen der Musik liegt, Freude zu bereiten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Deshalb sage ich Euch liebe Musiker und Sänger, auch im Namen aller Gäste, Danke für einen schönen Abend. Ihr habt uns wieder einmal mit Euren Darbietungen eine große Freude bereitet.“
Harald Pieper
Harald Pieper, 1. Vorsitzender des Musikvereins Nienborg freute sich, dass er eine Vielzahl Zuhörer begrüßen konnte, war doch im Konzertsaal kein Platz mehr frei. Pieper dankte den zahlreichen Spendern, die es möglich gemacht haben, dass der Musikverein in diesem Jahr neue Uniformen anschaffen konnte. Dabei hofft er, dass die neuen Jacken, Hosen, Hemden, Krawatten und Mützen genauso lange halten werden wie die bisherige Uniform, die dem Blasorchester 15 Jahre einen sehr guten Dienst erwiesen hatten.
Paul Lammers am Klavier
Den musikalischen Auftakt machte das von Vera Lammers geleitete Jugendorchester „Musik ich bin dabei“ mit dem Oscar und Golden Blobe prämierten Filmsong „Forrest Gump“. Danach ließen die mehr als 40 Nachwuchsmusiker „Olympic Tune“, einer Komposition von Thomas Berghoff folgen. Von Beginn fesselten die Darsteller die Gäste, die die Darbietungen mit reichlich Applaus und Zugaberufen honorierten. Und so kamen die jungen Musiker nicht um eine Zugabe herum und intonierten obendrein „Rock around the Clock“.
Im Glanze der neuen Uniform setzte der Musikverein unter der Leitung von Joachim Pradel mit majestätischen Fanfarenklängen aus der Feder von Norman Tailor in seinem gleichnamigen Stück „Majestic Fanfare“ den bunten musikalischen Reigen fort.
Werner Böhm
Bei dem von Georg Mayer komponierte Musikstück „Tenoristen-Souvenir“ brillierte der älteste aktiver Musiker Werner Böhm als Solist auf dem Bariton und stelle eindrucksvoll unter Beweis, dass man zum Musizieren im Musikverein Nienborg nie zu alt ist. Wie ein schief geratenes Dreieck sieht der US-Bundesstaat „Virginia“ auf der Landkarte aus. Diese Form schlägt sich bildlich in der gleichnamigen Komposition von Jacob de Haan nieder, die den Staat aus drei Blickwinkeln: Kolonisation, Sklaverei und amerikanischen Bürgerkrieg beleuchtet. Nach einer kurzen, ausdruckstarken Einleitung im langsamen Tempo folgten zwei rasche Auftritte, die die Abenteuer und Mühen der ersten Kolonialisten darstellten. Im zweiten Thema mit regelmäßigen Tonarten und Taktwechseln kommt die Musik allmählich zur Ruhe, die Kolonialisten haben ihr Ziel erreicht. Eine melancholische Melodie in Moll beschreibt anschließend die Sklaverei, ehe die Blechbläser den Bürgerkrieg in Virginia erklingen lassen. In einem kriegerisch klingenden musikalischen Abschnitt wird der Kampf zwischen den Nord- und Südstaaten greifbar. Klänge der Befreiung und Hoffnung prägen den abschließenden Abschnitt, in dem erneut das Mollthema ertönt, diesmal als optimistischer Blick in Zukunft in Dur – eine mitreißende Interpretation auf musikalisch höchstem Niveau. Befreiung und Hoffnung waren auch das zentrale Thema der Oper „Aida“ von Verdi. Die Faszination des Triumpfmarsches „Triumphal Scene from Aida“ übertrug sich hierbei auf dem gesamten Konzertsaal. Ganz andere Töne waren mit dem von Karl Komzàk komponierten und von Max Villinger arrangierten populären und schmissigen „Erzherzog Albrecht Marsch“ zu hören, mit dem der Musikverein die Zuhörer in die Pause entließ.
Das Gesang im Chor Lebensfreude pur ist und die Stimme ein besonderes Musikinstrument ist wurde bei den Darbietungen des Kirchenchores St. Cäcilia unter der Dirigentschaft von Norbert Rehring deutlich hör- und sichtbar. Gemeinsam mit dem Musikverein präsentierte der Chor unter der Leitung von Joachim Pradel den „Colonel Bogey Marsch“ aus dem Film „Die Brücke am Kwai“. Die Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit und dem Sich-Lösen von irdischen Problemen finden sich in dem bekannten Lied von Reinhard May „Über den Wolken“ wieder. Diese eindrucksvolle Darbietung wurde wie das nachfolgende Sahnestück „Aber bitte mit Sahne“ von Herbert Grunwald für Chöre arrangiert. Ob des herzerfrischenden Gesangs und der Begleitung des Chores von Frau Barbara Untied am Klavier erfüllte der Chor mit einem Schlager-Medley den Wunsch der Gäste nach weiterem Chorgesang.
Das große Finale des berauschenden Konzertes begann der Musikverein mit der Titelmelodie aus dem Film „Zurück in die Zukunft“, ehe „Les Gendarmes des T. Tropez“ an den unvergesslichen Filmkomiker Louis des Funes erinnerte. Nicht wie im Konzertsaal, sondern wie zu Hause auf dem Sofa fühlten sich die Zuhörer beim Fernseh-Medley bekannter Fernsehlieder „TV-Kultabend“, dass der Musikverein wie das Stück „Virgina“ beim letztjährigen Probewochenende einstudierte und in vielen Übungsstunden veredelte. Zum Schluss gab der Musikverein mit „Rumba-Dreams – Rumba-Träume“ eine Liebeserklärung im 4/4-Takt an das Publikum ab. Nach diesem erotischen Werbetanz gab es bei den begeisterten Zuhörern kein Halten mehr und sie forderten frenetisch eine Verlängerung des Konzerts. Mit einem der besten Militärmärsche dem „Mussinan-Marsch“, bei dem Jochaim Pradel noch einmal alles aus seinem Orchester herausholte, setzte der Musikverein einen glanzvollen Schlusspunkt eines originellen Konzertprogramms. Das i-Tüpfelchen des Konzerts bildete Moderator Bernhard Kock, der gewohnt in informativer und spritziger Weise, gewürzt mit einer guten Prise Humor die Zuhörer in das Konzertgeschehen einführte.
Ehrungen
Traditionell nahm der Musikverein Nienborg beim Frühjahrskonzert Ehrungen verdienter Mitglieder vor, die seit vielen Jahren dem Verein die Treue halten. In diesem Jahr nahmen der 1. Vorsitzende Harald Pieper und Beisitzer Hendrik Hesse Ehrungen verdienter Mitglieder vor, die dem Musikverein in besonderer Weise den Stempel aufdrücken. So überreichten sie an Stefan Benkhoff die Ehrennadel und Ehrenurkunde des Volksmusikerbundes Nordrhein-Westfalen für 20järhige Mitgliedschaft. Pieper lobte das Engagement von Stefan Benkhoff, der trotz des Wegzuges aus Nienborg immer wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt und im Musikverein auf dem Trompetenregister spielt. Ihre Silberhochzeit im Nienborger Musikverein feierten am vergangenen Samstag Thomas Borgers, Jürgen Loske, Frank Lammers und Herbert Borgers. Thomas Borgers ist das lebende Geschichtsbuch des Musikvereins, der anfangs auf der ersten Trompete zu Hause war, ehe er zum „dicken Ende“, den Tenorhörnern wechselte und dort die 1. Stimme spielt. Thomas Borgers ist für viele Ehrenmitglieder des Musikvereins erster Ansprechpartner. Frank Lammers spielt seit dem ersten Tag seiner Zugehörigkeit im Musikverein im Register Posaune, und dort die 1. Posaune. Seit dem vergangenen Jahr gehört er dem Vorstand als Beisitzer an und sorgt sich unter anderen um das leibliche Wohl des Vereins im Probenraum in der Grundschule. Bestens geeignet für die die 3. Posaune ist Jürgen Loske, der eine sogenannte Quad-Posaune spielt. Wie Thomas Borgers spielt er zudem in der Comboband. Darüber hinaus ist Jürgen Loske in der Big Band in Schöppingen aktiv. Mit einer kleinen Unterbrechung ist er seit 14 Jahren als Beisitzer im Vorstand ehrenamtlich tätig. „Auch über Dich könnte man schon bald ein Buch schreiben“ begann Harald Pieper die Laudatio für Herbert Borgers in Anlehnung auf dessen vielfältiges Engagement im Nienborger Blasorchester. Seit 25 Jahren spielt Herbert Borgers das erste Saxophon. Seit 1990, also seit 18 Jahren fungiert er als Schriftführer und Kassierer und leitet damit den Geschäftsbereich des Vereins. „Durch Deinen stetigen Überblick über die Kassenlage ist es uns überhaupt erst gelungen, dass wir uns die neuen Uniformen leisten konnten“, hob Harald Pieper die ruhige und sachliche Arbeit von Herbert Borgers hervor, der auch schon vor 14 Jahren bei der Anschaffung der alten Uniform maßgeblich beteiligt war. Im Jahre 1989 wurde Herbert Borgers zudem Schützenkönig des Vereins. Zudem begrüßte Reinhard Uesbeck (Register Schlagzeug) und Christian Terhaar (Tenorhorn), die zum ersten Mal als aktive Musiker des Musikvereins beim Frühjahrskonzert teilnahmen.