Die passende musikalische Einstimmung zum Frühlingsanfang lieferten am Samstagabend der Musikverein Nienborg, das Nienborger Jugendorchester „Musik ich bind dabei“ und der Nienborger Cäcilienchor beim Frühlingskonzert in der Landesmusikakademie NRW „Burg Nienborg“. Pünktlich um 20 Uhr erschienen die Hauptakteure auf der Bühne im großen Konzertsaal: mehr als 100 Musiker, glänzend gestimmt und, wie sich schon bald erweisen sollte, von ihren Dirigenten Joachim Pradel, Vera Lammers und Norbert Rehring in vielen Übungsstunden punktgenau vorbereitet. Es war regelrecht spürbar, wie sehr sie die Musiker auf ihren Einsatz freuten. Und diese Freude sprang schnell aufs erwartungsfrohe Publikum über. Sie erkannten, welche Arbeit hinter einem solch Liederabend auf höchstem Musikniveau steckt und dankten es den Akteuren mit viel Applaus.
Der 1. Vorsitzende des Musikvereins Nienborg Harald Pieper begrüßte eine stattliche Anzahl Zuschauer. Unter ihnen weilten Bürgermeister Dr. Kai Zwicker, Ehrenbürgermeisterin Anni Rosery sowie von der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek Pfarrer Josef Leyer und Pfarrer em. Wilhelm Niehaves.
Mit „Olympic Fanfare and Theme“ von John Williams, der Erkennungsmelodie der Olympischen Spiele in Los Angeles im Jahre 1984 eröffnete der Musikverein Nienborg unter der Leitung von Joachim Pradel den bunten Musikreigen. So wie der Legendäre Schwimmer Michael Groß bei den mitreißenden Spiele in L.A. für unvergessliches Glanzlichter sorgte, sorgten an diesem Abend alle Akteure für unvergessliche Glanzlichter in einem mitreißenden Konzert, wobei der Bildungsreferent der LMA Bernhard van Almsick als Moderator brillierte. Ihm gelang es immer wieder, Werke und Zusammenhänge zu erläutern und „Dinge am Rande“ einzuflechten. Gekonnt! Auf in die Militärmusik machte sich der Musikverein dann mit „Des Großen Kurfürsten Reitermarsch“ von Cuno Graf von Moltke und dem schweren Stück „Fiesta-Val“ von James L. Hosay, wobei die Holzbläser ihre Fingerfertigkeit unter Beweis stellten.
Mit der Polka „Dinkelträume“, wie könnte es in Nienborg anders sein, spielte der Musikverein eine Eigenkomposition seines Dirigenten Joachim Pradel. Der passende Text zu dieser Welturaufführung stammt aus der Feder von Albert Bömer (Trompete), den der Verein in zwei Jahren präsentieren wird. Schwungvoll marschierte der Musikverein mit dem Welterfolg von Toni Christie „Is his the way to Amarillo“ nach Texas, ehe sie den Weltmarsch „Alte Kameraden“ von Karl Albert Hermann Teike perfekt intonierten.
Jugendorchester „Musik ich bin dabei“
Das Jugendorchester unter der Leitung von Vera Lammers entriss dem Publikum mit seinen Darbietungen „The music of the night“ aus dem Musical Phanotm der Oper und dem Liebeslied „Accidentally in Love“ aus dem Kinderfilm Shrek 2 einen wahren Klatschorkan, so dass sie nur mit dem Discosong „YMCA“ als Zugabe von der Bühne gelassen wurden.
Kirchenchor St. Cäcilia Nienborg
Den glanzvollen Auftakt nach der Pause bildete der Kirchenchor unter der Leitung seines neuen Dirigenten Norbert Rehring. Neben ihm begrüßte Harald Pieper mit den Sopranistinnen Maria Uesbeck, Karin Fuchs und Jennifer Zacharias drei neue Mitglieder im Nienborger Kirchenchor. Dass der Chor, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Jubiläum feiert, nicht nur im kirchlichen Gesang, sondern in der ganzen Welt zu Hause ist, stellte er mit „Heaven ist a wonderful place“, dem israelischen Volkslied „Tum-Balalayka“ und dem russischen Volkslied „Kalinka“ von Otto Fischer eindrucksvoll unter Beweis. Nach diesem Hörgenuss war auch der Kirchenchor verpflichtet, mit „Heaven is a wonderful place“ eine Zugabe zu präsentieren.
Danach übernahm Joachim Pradel mit dem Musikverein Nienborg wieder das Zepter in dem abwechslungsreichen Konzert. Rockig wurde es mit „New Age Rock“, wo Kerstin Büning auf dem Alt-Saxophon als Solistin überzeugte. Vom Walzerkönig Johann Strauß brachte der Musikverein „Rosen aus dem Süden“ dar, bevor die oscargekrönte Musik des Filklassikers „Exodus“ aus dem Jahre 1967 auf dem Programm stand. Danach wurde das Publikum durch das Ensemble in die heldenhafte Geschichte des Musicals „Starlight Express“ entführt.
Willi Loske
Zum Schluss fuhr der Musikverein schwere Musik auf. Andres Volbert, Sohn von „Amboss Herm“ (Hermann Volbert) brachte mit einer Sackkarre den Amboss von Wilhelm Loske auf die Bühne. In seinem letzten Auftritt im Musikverein Nienborg zeigte Schlagzeuger Wilhelm Loske sein ganzes Können. Mit zwei Hämmern brillierte er bei der Amboss-Polka auf seinem Instrument, verlieh Gänsehautstimmung und riss die Zuschauer zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Mit der Zugabe, dem Marsch „Gruß an Kiel“ setzte der Musikverein einen glanzvollen Schlusspunkt eines mitreißenden Konzertes. Damit dürfte das Winterwetter eigentlich keine Chance mehr haben und der Frühling dürfte Einzug halten.
Ehrungen
Passend zu einem rauschenden Frühlingskonzert nahmen der 1. Vorsitzende des Musikvereins Harald Pieper und der Geschäftsführer des Volksmusikerbundes NRW Werner Wanning zahlreiche Ehrungen vor.
Dass sich der Verein um seine Zukunft keine Sorgen machen muss, wurde daran deutlich, dass gleich sieben Jugendliche erstmalig am Frühlingskonzert mitwirkten. So war es für Anne Brunsmann, Julia Mieling, Jan und Dominik Wellmann, Stefan Bertling, Marion Ostendorf und Marius Garbe der erste Auftritt vor einem so großen Publikum.
10 – und 20 – jähriges Jubiläum
Seit 10 Jahren sind Jutta Hagenkötter (Klarinette), Edith Borgers (Trompete), Eva Haring, Birgit Overkamp, Ramona Lammers (alle Querflöte), Thomas Kösters (Schlagzeug), Hendrik Hesse und Thomas Denis (beide Tenorhorn) im Musikverein Nienborg aktiv. Bereits seit 20 Jahren spielt Josef Depenbrock auf dem Schlagzeug.
Wilhelm Loske, Hein Heyart, Heinz Overkamp und Werner Böhm feiern 198 Jahre Musikgeschichte
198 Jahre Musikgeschichte im Musikverein Nienborg schreiben in diesem Jahr Wilhelm Loske, Heinz Heyart, Werner Böhm und Heinz Overkamp. Seit 50 Jahren, Heinz Overkamp seit 48 Jahren, sind die vier Musikanten im Nienborger Blasorchester aktiv. Als Lehrer Franz Schwering zur damaligen Zeit den Taktstock schwang und Josef Pegel als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereins leitete, traten die vier in jungen Jahren dem Verein bei. Als sei es gestern gewesen erinnern sich an die Anfänge ihrer Musikerlaufbahn. Geprobt wurde im kleinen Saal der Gaststätte Wissing. Das Marschieren übten sie auf der dortigen Kegelbahn. Vieles ist in den fünf Jahrzehnten professioneller geworden. Die Instrumente waren „Kriegsware“ beschrieb Werner Böhm, dass daraus oftmals nur Luft „pupte“. Wenn die Ventile nicht mehr stimmten fuhren sie wieder in die Werkstatt von Alois Lücking, der die Instrumente für den nächsten Einsatz reparierte. Die finanzielle Lage des Vereins war zur damaligen Zeit dramatisch. Es wurden Spendengelder gesammelt, kleine Gegenstände wie Posaunenetuis verkauft oder Preiskegeln abgehalten, um die Kasse aufzubessern. Beim Fußballländerspiel zwischen Deutschland und Holland wurde zur Unterhaltung der Fernsehzuschauer im Saale Mümken ein Konzert gegeben. Viele schöne Stunden haben sie in all den Jahren erlebt, blickten sie gemeinsam zurück. Dabei haben sie insgesamt acht Dirigenten „verschlissen“, wobei sie selbst in vielen Funktionen große Stützpfeiler des Musikvereins waren.
Heinz Heyart spielte 50 Jahre das Flügelhorn. Bereits 1958 trat er dem Vorstand bei und gehörte diesem bis 1963 und von 1978 bis 1984 als Beisitzer an. Zudem war er viele Jahre als Jugendausbilder tätig. Werner Böhm spielte zunächst Trompete, ehe er zum Bariton wechselte. Von 1975 bis 1978 war er 1. Vorsitzender und bis 1981 als Beisitzer im Vorstand. Er war Gründer und Dirigent des Jugendorchesters und maßgeblich daran beteiligt, dass in den 80er Jahren viele Jugendliche dem Verein beitraten. Wilhelm Loske war fünf Jahrzehnte Schlagzeuger. 37 Jahre, von 1963 bis 2000 war er ununterbrochen im Vorstand. Davon mehr als 30 Jahre 1. Vorsitzender. Als er sein Amt niederlegte und an Harald Pieper übergab wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Musikvereins gewählt. Seit Bestehen des Dinkelkonzertes, das erstmalig 1984 stattfand, übernimmt Wilhelm Loske dessen Organisation. Vor 48 Jahren begann Heinz Overkamp seine Musikerkarriere auf dem Flügelhorn. Viele Jahre war auch er als Jugendausbilder tätig. Von 1980 bis 1993 übte er das Dirigat im Musikverein Nienborg aus, ehe er in den vergangenen Jahren auf dem Waldhorn brillierte. Werner Wanning überreichten allen Jubilaren die Nadeln des Volksmusikerbundes NRW und eine Urkunde. Die Musikerfrauen Ursula Heyart, Margret Overkamp, Hannchen Böhm und Elsbeth Loske erhielten als Dank für die tolle Unterstützung, dass ihre Männer fünf Jahrzehnte an vielen Übungsstunden und Auftritten, Umzügen und Schützenfesten teilnehmen konnte, einen großen Blumenstrauß.
Für Wilhelm Loske, Heinz Heyart und Heinz Overkamp war es der letzte offizielle Auftritt in ihrem Musikverein Nienborg. „Wenn Not am Mann ist helfen wir natürlich aus,“ werden sie dem Verein auch weiterhin die Treue halten. Werner Böhm wird noch ein paar Jahre dranhängen. Mit tosendem Applaus dankte das Publikum den Musikanten für ihren vorbildlichen Einsatz.