Alle Jahre wieder schön: Die kirchenmusikalische Andacht vom Kirchenchor St. Cäcilia und Musikverein Nienborg in der Pfarrkirche St. Peter und Paul Nienborg. Die zahlreichen Besucher im sehr gut gefüllten Gotteshaus werden sich gerne an dieses Konzert zur Einstimmung auf das Weihnachtsfest erinnern. Mit traditionellen Weisen und Adventslieder aus dem „neuen geistlichen Liedgut“ nahmen die Akteure die Zuhörer mit klangvollen Geschenken auf die Reise durch die Adventszeit nach Bethlehem. Die Orgelmusik, der Gesang des Chores und der Gemeinde und die Orchestermusik sowie die Einführung, die Meditationen und das Schlussgebet von Pfarrer Josef Leyer machten den Nachmittag zum vorweihnachtlichen Erlebnis. Das ansprechende Programm, das einen Bogen vom 15. Jahrhundert bis hin zu aktuellen weihnachtlichen Variationen spannte, war ein fürstlicher Hörgenuss. Leise, besinnliche, berührende und stimmungsvolle Töne, von den Dirigenten Norbert Rehring und Joachim Pradel geschickt zusammengestellt.
Norbert Rehring an der Orgel
Mit „Es kommt ein Schiff geladen“ leitete Norbert Rehring mit ruhigen Orgelklängen das Konzert ein. In dieses Gemeindelied aus dem Jahre 1450, das Advent und Weihnachten verbindet, stimmte die Gemeinde zu Beginn kräftig ein. Mit der Paraphrase über „Tochter Zion“ gefiel der Musikverein mit einem besonderen Arrangement von Norbert Studnitzky in der vertrauten Händel-Komposition. Aus Studnitzky’s Feder stammt auch „Transeamus Usque Bethlehem“. Mit mehrfachen Wiederholungen ist die Formgestaltung redselig und weitschweifig. Bei aller Schlichtheit der Komposition ist das schlesische Chorwerk von der Freude über die Menschwerdung Gottes geprägt. Der Musikverein führte es in volkstümlicher musikantischer Unbekümmertheit aus, eine harmonische Analyse. Weihnachtliche Klassiker wie „Süßer die Glocken nie klingen“ von Wilhelm Kritzinger (1816-1890) konzertierte das Blasorchester ebenso gefühlvoll wie neuzeitliche Lieder wie „Als du kamst zur Erde nieder“, das Siegfried Rundel für Blasorchester bearbeitet hat.
Großen Wert auf die Melodie und eine gefühlvolle Harmonisierung legte Joachim Pradel mit seinem Orchester bei „Venite Adoremus“ (Herbei, ihr Gläubigen oh Herr). Stimmlich ausgefeilt und gesanglich auf sehr hohem Niveau präsentierten sich die 50 Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores. Konzentriert, ausdruckstark und freudvoll trug der Cäcilienchor Weihnachtsklassiker wie „Singt Gloria“ von Georg Friedrich Händel und neues geistliches Liedgut wie „Komm, Gott mit deiner Gnade“ oder das ukrainische Volkslied „Von den Rändern dieser Erde“ vor. Die Werke stammen von Eugen Eckert, der mehr als 1000 Lieder schrieb. Sein Freund Winfried Heurich verfasste dazu die Musik. Eckert und Heurich stehen für das neue geistliche Liedgut, „singbare und swingende Lieder“.
Die balladenhaften und ausdrucksvollen Kompositionen interpretierte der Chor einfühlsam und mit geschmeidigem Ton. „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ ist eine der bekanntesten Kantanten von Johann Sebastian Bach, das auf dem bekannten gleichnamigen Choral von Philipp Nicolai aus dem Jahre 1599 basiert. Aus der Feder von Bach stammt ebenfalls „Freuet euch, ihr Christen alle“. Hier brillierte der Kirchenchor ebenso wie „Erhebt das Herz in Fröhlichkeit“ von Huub Oosterhuis und dem Choral „Weihnacht ist immer dann“. Die Sängerinnen und Sänger bestachen überzeugend mit schlichtem Ausdruck, dabei interpretierten sie schwungvoll die Vorfreude und die Erwartung auf das Weihnachtsfest. Es ist erstaunlich, welch gesangliche Leistungen Dirigent Norbert Rehring aus dem Laienchor wieder freisetzen konnte. So mancher Zuhörer wurde rhythmisch ans Weihnachtsgeschehen herangeführt. Am Ende nahm Dirigent Joachim Pradel den Chor und die Gemeinde mit auf die Reise zum Weihnachtsfest. Gemeinsam intonierten alle „Macht hoch die Tür“. Verbunden werden die Strophen mit dem Refrain „Gelobet sei mein Gott“; es ist der Lobgesang eines einzelnen Menschen, der nun in den Gesang vieler Menschen einstimmt. In Kirchenraum entstand endgültig eine faszinierende Atmosphäre. Die Zuhörerinnen und Zuhörer sparten am Ende nicht mit langem, kräftigem Applaus und stehenden Ovationen. Davon fasziniert konzertierte der Musikverein als Zugabe passend zum winterlichen Wetter „Leise rieselt der Schnee“.