Kirchenchor St. Cäcilia und Musikverein Nienborg
Es war eine wahrhaft besinnliche Stunde, zu der sich zahlreiche Besucher in der Nienborger Kirche St. Peter und Paul am zweiten Advent eingefunden hatten. Der Kirchenchor St. Cäcilia und der Musikverein Nienborg gestalteten eine kirchenmusikalische Andacht auf höchstem musikalischem Niveau. Die vollbesetzte Pfarrkirche und die adventliche Stimmung boten den passenden festlichen Rahmen.
Achim Pradel (links) und Jürgen Etzrodt (rechts) mit „Wachet auf, ruft uns die Stimme“
Mit dem Orgel- und Trompetenspiel der bekannten Kantante Johann Sebastian Bachs „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, intoniert von Joachim Pradel und Jürgen Etzrodt, in dem die Gemeinde gesanglich mit einstimmte, begann das Konzert. Pfarrer Josef Leyer versprach den Besuchern in seiner Begrüßung nicht zu viel, als er ein Programm mit Liedern, die zu Herzen gehen, versprach.
Der Chor, der Musikverein und die gesamte Gemeinde stimmten Melodien an, die Vorfreude auf das Weihnachtsfest weckten. Pfarrer Leyer forderte den Kirchenchor sodann auf „Machet die Tore weit, lasset den König einziehen!“ Mit diesem Lied aus Psalm 23, einer Komposition von Andreas Hammerschmidt (1611 – 1675) setzte der Kirchenchor seine erste musikalische Note.
Norbert Rehring
Chorleiter Norbert Rehring hatte sich mit seinen 50 Sängerinnen und Sängern für dieses Konzert sehr viel vorgenommen. In vielen Stunden und Sonderproben hatte er mit seinen Schützlingen die anspruchsvollen Stücke einstudiert. Das Ergebnis brachten sie eindrucksvoll zu Gehör. Mit enormen Feingefühl, spürbarer Leidenschaft und einem harmonischem Zusammenspiel der Stimmen begeisterte der Chor die Zuhörer. Durch die Klavierbegleitung von Jürgen Etzrodt erhielt der wohlklingende Gesang die besondere festliche Note. So wie die kleine geistliche Kantante „Tröstet mein Volk“, nach Christian Palmer, und „Stern über Bethlehem“. Das aus von Alfred Hans Zoller (1928-2006) getextete und komponierte Weihnachtslied der Neuzeit führt die Menschen zu Jesus, dem Kind in Krippe, nach Bethlehem. Vom im vergangenen Jahr verstorbenen Domkapellmeister Max Eham stammt „Freuet euch all!“ Der Kirchenchor belegte, dass der Komponist als Erneuerer der katholischen Kirchenmusik nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gilt und dass Kirchenmusik nicht vom Kirchenraum her ihren Namen habe, sondern „aus dem Inneren der lebendigen Kirche hervorgeht“.
Felix Mensing am Glockenspiel
Mit der feierlichen „Westminster Fanfare“, ein Arrangement vom amerikanischen Komponisten James Curnow, füllte der Musikverein unter der Dirigentschaft von Joachim Pradel die gesamte Akustik des Gotteshauses aus und spielte „Herbei, oh ihr Gläubigen“, von Siegfried Rundel.
Danach stimmte die Gemeinde in das Weihnachtsliedslied „Macht hoch die Tür“ ein und gönnte den Akteuren eine kleine Pause. Mit dem Choral „Weihnacht’ bedeutet so viel“ führte der Chor froh melodiös zur Vorfreude auf das Weihnachtsereignis hin, gerade so in dessen „Lichterzeit-Freudenzeit“, ein junges Weihnachtslied vom deutschen Komponisten Klaus Heizmann. Mit „The Little Drummer Boy“ nahmen Joachim Pradel und sein Orchester die Zuhörer mit auf die Reise nach Amerika. Das Stück erzählt die Geschichte des Sklavenjungen Michael, der mit seinem Herrn Titus zu König Herodes nach Judäa unterwegs ist und während der Reise auf die Heiligen Drei König trifft und Zeuge der Geburt Jesu wird. In Nordamerika war auch der Chor mit dem Spiritual „Kum ba yah – my Lord“ unterwegs. Der englisch-sprachige Gospelsong wurde von Otto Groll aus Dülmen bearbeitet. Hierbei bestach der Chor ebenso stimmgewaltig wie bei „Singt Gloria“.
Mit dem Lied aus der Epoche des Barocks erinnerte der Chor an den vor 250 Jahren verstorbenen deutsch-britischen Komponisten Georg Friedrich Händel. Mit einer Überraschung wartete Jürgen Etzrodt auf, als er zum Erstaunen aller Beteiligten, das Programm mit seiner Soloeinlage „Ave Maria“ bewundernswert ergänzte. Eine symphonische Einheit bildeten der Chor und die Gemeinde bei „Tochter Zion“, dass sie abwechselnd sangen, ehe der Musikverein das wohl bekannteste Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ präsentierte. Beim Schlusspunkt „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, von Dietrich Bonhoeffer, brachte Chorleiter Norbert Rehring mit seinem Gesang Gänsehautatmosphäre in die Nienborger Pfarrkirche. Sein Gesang und seine Begleitung von Jürgen Etzrodt wurden zu einer nochmaligen, nicht für möglich gehaltenen, Steigerung eines bemerkenswerten Programms, bei dem die Gemeinde den Kehrvers sang. Das dem Lied zu Grunde liegende Gedicht ist Bestandteil des letzten erhaltenen Briefes, den Dietrich Bonhoeffer am 19. Dezember 1944 aus dem Gefängnis anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes an seine Braut Maria von Wedemeyer und seine Familie schrieb. Der Applaus der begeisterten Besucher fiel kräftig aus, sie wussten die großartigen Darbietungen der ausgezeichneten Akteure zu würdigen. Eine Zugabe wäre auf Grund des nachhaltigen Konzertes mit seinem fulminanten Schlussakkord Fehl am Platz gewesen.