„Glorwürd’ge Königin“ bei der Ankunft an der Gnadenkapelle (links) in Eggerode
„Glorwürdige Königin, himmlische Frau! Mutter und Helferin, reinste Jungfrau! Wende, o gnädige Herrscherin du, deine barmherzigen Augen uns zu“, das Eggeroder Wallfahrtslied sangen die Gläubigen der Kirchengemeinde Heilig Kreuz und spielte der Musikverein Nienborg 1924 e.V. unter der Leitung von achim Pradel am Sonntag (17. Mai2015), als sie am Gnadenbild „Unsere Liebe Frau vom Himmelreich“ eintrafen. Bereits um fünf Uhr machten sich 20 Fußwallfahrer mit Pater Joy Madassery auf den 16 Kilometer langen Weg nach Eggerode. Etwas später folgten die knapp 30 Fahrradpilger. Auf dem Hof Niehoff stärkten sich die Fuß- und Radpilger mit einer Tasse Kaffee. Zur Vorbeugung von Kreislaufbeschwerden gab es traditionell einen Korn. Gemeinsam gingen die Fuß- und Radpilger die letzten zwei Kilometer zusammen bis zum Ortseingang und beteten den „Glorreichen Rosenkranz“.
Hinter dem Kreuz, den Fahnen und der Wallfahrtskerze, getragen von den Messdienern Inke und Rieke Pieper, Julius Tillmann und Martin Schwering, zog die gesamte Pilgergemeinde zur Gnadenkapelle. In der Pilgermesse in der gut besuchten Pfarrkirche Mariä Geburt ging Pater Joy Madassery auf die Bedeutung der Mutter, und insbesondere der Gottesmutter Maria, ein. Er dankte allen Teilnehmern für ihre Teilnahme. Einen besonderen Dank richtete er an den Ortsausschuss Nienborg für die Organisation und Durchführung der Wallfahrt und an die vier Messdiener, die den gesamten Weg von Nienborg nach Eggerode gelaufen waren. Zündeten die Wallfahrer in der Kerzenkapelle jeweils eine Kerze an, stellten die Erstkommunionkinder hier ihre brennende Gruppenkerze ab.
Das traditionelle Pilgerfrühstück im Hotel Winter durfte selbstverständlich auch nicht fehlen.
In den Gebeten auf dem Weg nach Eggerode wurde deutlich, dass die Wallfahrt die Chance bietet, für ein paar Stunden aus der gewohnten Umgebung aufzubrechen, um neue Erfahrungen zu machen. In der Anstrengung des Weges genossen die Wallfahrer die Möglichkeit der Stille, des Gebetes, der Meditation und des Gespräches mit anderen, die sich ebenfalls „auf dem Weg“ machten.
Kurz nach Ende des 2. Weltkrieges, am 14. Juli 1945, machten sich 500 Pilger mit Begleitung der Musikkapelle erstmalig auf den Weg nach Eggerode. Pastor Franz Janmieling, er war seit Februar des Jahres als neuer Pastor in der Kirchengemeinde St. Peter und Paul Nienborg tätig, und Vikar Theodor Strothmann organisierten die erste Fußwallfahrt vor 70 Jahren. Drei Personen mussten gleichzeitig vorbeten, damit alle Wallfahrer auch die Gebete und Gesänge hörten. Vier Frauen trugen die große Marienstatue. Die Pilger durften während der vorherrschenden Besatzungszeit keine öffentlichen Straßen benutzen, so war man auf die Binnenwege angewiesen. So war es nicht verwunderlich, dass man sich fast verlaufen hätte und beinahe in Asbeck gelandet wäre. Damals wie heute wurde nach dem Hochamt der Kreuzweg gebetet. Viele Jahre wurde der Rückweg ebenfalls zu Fuß zurückgelegt. Ende der 60er Jahre drohte die Wallfahrt auszufallen, da die Teilnehmerzahl deutlich zurückging. In dieser Situation tat sich Josef Schuckenbrock mit einigen Männern zusammen und sie aktivierten die Wallfahrt neu.